„Trans­pa­renz ist wich­tig für al­le Be­tei­lig­ten - und die muss ei­ne Füh­rungs­kraft her­stel­len.“

Interview mit Ulrike Engelhardt

Im Interview mit Achim Weiand erläutert Ulrike Engelhardt, Rektorin der Grundschule „Regenbogenschule“ in Wiblingen, wie Führung in einer Schule als Rektorin aussieht.

Interviewserie: Führung: Wir reden mit.
April 2023

In­ter­view mit Ul­ri­ke En­gel­hardt

Frage: Hallo Ulrike, toll, dass Du Zeit hast für dieses Interview. Du führst als Rektorin eine sehr unterschiedliche Klientel: Du führst Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und dann führst Du wahrscheinlich auch noch Eltern. Was ist davon der herausforderndste Teil?

Ulrike Engelhardt: Alles hat seinen Reiz. Grundsätzlich ist die Herausforderung am Führen, den Belangen aller gerecht zu werden. Die einzelnen Personen kommen ja eher zu mir, wenn es Schwierigkeiten gibt, und nicht, wenn alles reibungslos und super läuft. Ich würde nicht sagen, dass da ein Problem schwerwiegender ist als ein anderes. Rechtlich schwieriger zu bearbeiten sind Beschwerden, die von Eltern kommen. Da müssen wir als Schule natürlich rechtssicher handeln.

Frage: Fangen wir mit den Lehrerinnen an. Bist Du ihnen gegenüber Kollegin oder bist Du Rektorin?

Ulrike Engelhardt: Das ist eine sehr gute Frage, aber eigentlich bin ich beides. Unsere Grundschule ist mit 150 Schülern*innen relativ klein, so dass ich selbst auch noch unterrichte, was mir viel Spaß macht. Das heißt, auf der einen Seite führe ich als Rektorin eine Schule, auf der anderen Seite unterrichte ich selbst und bin damit auch Kollegin. Diese unterschiedlichen Rollen müssen von Anfang an selbst gut reflektiert werden, das ist bezüglich Führung sehr wichtig. In manchen Belangen kann ich meine Kollegen*innen natürlich sehr gut verstehen, wenn ich an meine Zeit als Lehrerin zurückdenke. In der Schulleiterrolle sieht man aber „das Ganze“, also das System Schule, und dann ändert sich auch die Sichtweise darauf.

Frage: Machst Du dann Deine jeweilige Rolle verbal deutlich?

Ulrike Engelhardt: Nein. Aber wenn es Schwierigkeiten gibt bei einer Kollegin, dann wünsche ich ein Gespräch mit ihr und berate, aber eben nicht als Kollegin, sondern ganz klar als Schulleiterin.

Frage:  Als Schulleiterin bist Du auch ganz „klassisch“ Dienstvorgesetzte.

Ulrike Engelhardt: Ich bin als Dienstvorgesetzte verpflichtet, Unterrichtsbesuche zu machen und dienstliche Beurteilungen zu schreiben. Diese Beurteilungen sind verpflichtend alle fünf Jahre bis zum 50. Lebensjahr. Das heißt aber nicht, dass ich meinen Kolleginnen, die schon sehr lange im Amt sind und auch sehr gut unterrichten, Vorgaben mache, sondern ich setze Beratungsschwerpunkte, die sich die Kollegin in der Regel dann aussucht. Das ist neben der formalen Beurteilung auch ein kollegiales Feedback zum Umgang mit einem bestimmten Schüler*in oder zur Methodik. Wir besprechen dann nach dem Unterrichtsbesuch gemeinsam die jeweiligen Schwerpunkte.

Frage:  Wie viele Lehrerinnen hast Du denn?

Ulrike Engelhardt: Es sind insgesamt 11 Kolleginnen.

Frage:  Machst Du neben diesen Leistungsbeurteilungen weitere Gespräche?

Ulrike Engelhardt: Ich finde jährliche Personalgespräche sehr wichtig. Eine offene und vertrauensvolle Kommunikation im Team ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit.

Während der Corona-Zeit habe ich gemerkt, dass es für alle schwierig wurde. Deshalb habe ich jedem ein Personalgespräch angeboten. Ich habe vorab Fragen zur Vorbereitung rausgegeben. Was läuft gut? Was ist gerade eher kritisch? Wo kann ich als Rektorin unterstützen? Das Gespräch dauerte nur 30 Minuten mit jedem, aber ich habe eine Rückmeldung bekommen und konnte eventuell darauf eingehen. Das war für mich sehr wichtig.

In der Vorbereitung auf das neue Schuljahr ermögliche ich meinem Kollegium immer eine kurze Rückmeldung bezüglich des Lehrauftrags für das kommende Schuljahr. Denn es nützt mir nichts, wenn ich eine Kollegin in Musik einsetze, wenn keine Affinität zu dem Fach besteht. Also versuche ich, dies bei der Stundenplangestaltung zu berücksichtigen – was nicht immer gelingt, aber meistens.

Frage:  Wie wird man denn darauf vorbereitet, Rektorin zu werden?

Ulrike Engelhardt: Ich wurde von meiner Vorgängerin gefragt, ob ich mir die Übernahme einer Führungsaufgabe vorstellen könnte. Es gibt ein formelles Bewerbungsverfahren, das jeder, der sich auf so ein Amt bewirbt, durchlaufen muss. Anschließend erhält man zur Vorbereitung auf diese Position Führungs-Seminare zu unterschiedlichen Bereichen, die verpflichtend durchlaufen werden müssen. Hinzukommt auch noch eine Probezeit im neuen Amt und erst nach der Bewährung innerhalb dieser Zeit wird man zur Rektorin/zum Rektor auf Lebenszeit ernannt. Man hat also genügend Möglichkeiten, sich mit den Herausforderungen dieser neuen Position auseinanderzusetzen.

Frage: Wie lange machst du denn den Job als Rektorin schon?

Ulrike Engelhardt: Seit 11 Jahren.

Frage: Wo reagierst Du denn jetzt als Rektorin im Jahr 2023 anders als zu Beginn?

Ulrike Engelhardt: Ich würde nicht sagen, dass ich etwas anders mache, ich mache es nur mit einem anderen Blickwinkel darauf und natürlich mit deutlich mehr Erfahrung. Das hat aber jetzt nicht nur mit dieser Zeitspanne zu tun, sondern innerhalb der letzten drei Jahre hat sich durch Corona auch sehr viel verändert. Eltern sind durchaus kritischer geworden gegenüber dem System Schule, was ich nach dieser herausfordernden Zeit auch zum Teil nachvollziehen kann. Deshalb versuche ich immer, mit maximaler Transparenz zu arbeiten.

Frage: Was heißt Transparenz?

Ulrike Engelhardt: Das bedeutet, dass ich breit und zeitnah über alles informiere, was es beispielsweise an der Schule an Verordnungen neu gibt oder was in der Schule geschieht. Dann werden die Eltern zusätzlich informiert, je nach Anliegen alle Eltern persönlich oder über den Elternbeirat. Während der Corona-Krise haben wir sehr viel über E-Mails direkt mit allen Eltern kommuniziert.

Dann haben wir einen Leitfaden zum Umgang mit Konflikten, in denen wir verbindliche Eskalationsstufen festgehalten haben. Wir haben festgelegt, wann bei Konflikten die Klassenlehrerin mit Schüler*in spricht, wann die Schulsozialarbeiterin, die Eltern und/oder die Schulleitung hinzugezogen werden. Das sollte bereits im Vorfeld möglicher Konflikte für alle Beteiligten so klar und nachvollziehbar wie möglich sein.

Frage: Du bietest als Rektorin eine offene Sprechstunde an. Was ist das denn?

Ulrike Engelhardt: Grundsätzlich bin ich für alle an der Schule immer Ansprechpartnerin. Alle Schüler*innen, die Kolleginnen und die Eltern können auf mich zukommen, wenn sie ein Anliegen haben. Ich habe auch eine extra Kindersprechstunde, die finde ich sehr wertvoll. Entweder die Kinder treffen mich im Büro an, wenn ich gerade Zeit habe, oder sie tragen sich in eine Liste ein, die an der Tür des Rektorats hängt. So kann ich Problemen relativ schnell entgegenwirken. Und wegen dieses niedrigschwelligen Angebots kommen auch einige Kinder direkt zu mir.

Frage: Wie stellst Du sicher, dass Du keine Themen bearbeitest, die zur Klassenlehrerin gehören?

Ulrike Engelhardt: Ich frage natürlich immer nach, ob das im Klassenrat besprochen wurde.

Frage: Was ist denn ein Klassenrat?

Ulrike Engelhardt: Meine Kolleginnen haben immer am Freitag in der letzten Unterrichtsstunde einen Klassenrat, hier werden mit allen Kindern gemeinsam die Probleme bzw. die Konflikte der Woche angesprochen. Es wird aber auch gelobt, was gut gelaufen ist oder es wird ein Dank an ein anders Kind ausgesprochen. Viele Probleme gehören grundsätzlich zunächst in den Klassenrat und nicht zu mir. Wenn es den Kindern aber wichtig ist, mit mir etwas zu besprechen, dann mache ich das natürlich gerne. Ich erkläre ihnen aber auch, dass ich mich je nach Anliegen im Anschluss noch mit der Klassenlehrerin austauschen möchte.

Frage: Was sind Themen für den Klassenrat?

Ulrike Engelhardt: Ein anderes Kind hat mich “geschubst“, der hat mich geärgert in der Pause, der lässt mich nicht mitspielen bzw. ich fühle mich ausgeschlossen. Das sind Themen für den Klassenrat und sie werden auch dort gemeinsam besprochen. Das heißt, dass die Kinder zur Lösung des Problems beitragen.

Frage: Dann hat aber in dem Fall der Lehrer auch eine andere Rolle als Stoff-Vermittler, er muss ja dann eher coachen oder moderieren.

Ulrike Engelhardt: Ja, wir haben einen Erziehungs- und einen Bildungsauftrag. Und in der Grundschule ist der Erziehungsauftrag ist sehr wichtig.

Frage: Du hattest etwas erzählt von einem Vertrag, den jedes Kind unterschreibt und den Du auch die Eltern unterschreiben lässt.

Ulrike Engelhardt: Wir geben unsere Schulordnung den Kindern und den Eltern in Klasse 1 am Anfang mit. Die Schulordnung bzw. die Regeln werden vorher natürlich mit den Kindern in der Klasse besprochen. Dort ist z. B. festgehalten, dass wir uns höflich begrüßen und uns verabschieden, dass wir „Bitte“ und „Danke“ sagen, dass wir weder mit Worten noch mit Taten jemanden verletzten, dass wir mit den Sachen und dem Schulgebäude sorgsam umgehen etc.

Frage: Warum lässt Du das machen?

Ulrike Engelhardt: Die Schulordnung ist wichtig, um den Kindern einen Rahmen zu geben, den sie auch brauchen und einfordern. Es muss jedem an der Schuler klar sein, wie wir gemeinsam miteinander umgehen möchten. Ohne Rahmen wird es schwierig zu führen.

Frage: Warum sind die Eltern dabei?

Ulrike Engelhardt: Weil die Eltern den Erziehungsauftrag der Schule natürlich mittragen müssen. Außerdem sollten sie wissen, was uns in der Schule wichtig ist und welche Regeln es für ihre Kinder gibt.

Frage: Du führst Lehrerinnen, Schüler und Eltern - und Du willst auch Deine Schule entwickeln. Was sind für Dich wichtige Schulentwicklungs-Projekte?

Ulrike Engelhardt: Wir haben an der Schule das Modell “Lernförderliche Leistungsrückmeldung“, was für mich persönlich sehr wichtig ist. Das Kultusministerium ruft solche Modelle ins Leben, und dann kann man sich als Schule bewerben. Die Teilnahme an solchen Modellen kann ich aber nicht alleine entscheiden. Ich habe vorher selbstverständlich dazu ein Konzept im Kopf, eine Idee. Aber meine Kolleginnen müssen natürlich auch zustimmen, da sie das Projekt mitentwickeln und mittragen. Wenn meine Kollegium davon nicht überzeugt ist, macht es keinen Sinn, sich auf den Weg machen. Auch die Eltern müssen damit einverstanden sein, so dass der Elternbeirat angehört wurde und schließlich auch noch die Schulkonferenz zustimmen musste. Dieses Vorgehen wird vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

Frage: Was bedeutet „Lernförderliche Leistungsrückmeldung“ konkret?

Ulrike Engelhardt: Anstelle von Ziffernnoten erhalten die Schüler*innen eine ausführliche Kompetenzrückmeldung bezüglich ihrer Leistungen. Aus meiner Sicht sagen Noten zu wenig über die Entwicklung der Kinder aus. Bei diesem Modell gibt es individuelle halbjährliche Gespräche über die Lernentwicklung zusammen mit dem Kind und den Eltern, so dass ich dem Kind sowohl seine Stärken aufzeigen kann, als auch auf der anderen Seite dem Kind mitgeben kann, wo es vielleicht noch Schwierigkeiten hat und Unterstützung von uns braucht.

Frage: Das bedeutet dann, dass die Lehrer sich umstellen müssen und eventuell auch einen höheren Aufwand haben, um diese Lernentwicklungsgespräche vorzubereiten.

Ulrike Engelhardt: Ja, genau. Und deshalb müssen es alle Lehrerinnen mittragen und auch die Eltern mitgehen. Deshalb gibt es im Vorfeld eines solchen Modells immer einen großen Kommunikationsbedarf und gemeinsame Absprachen.

Frage: Was hast Du gelernt von Deiner Vorgesetzten?

Ulrike Engelhardt: Sehr viel. Man lernt am Vorbild und da hatte ich großes Glück. Es waren schon Dinge an der Schule implementiert, die wichtig sind und gut gelaufen sind. Zum Beispiel innovative pädagogische Ansätze wie die Jahrgangsmischung der Klassenstufen 1 und 2 sowie der Klassenstufen 3 und 4. Meine Vorgängerin hat auch bei uns an der Schule eine wöchentliche Teambesprechung des Kollegiums eingeführt. Das wird weiterhin von den Kolleginnen so gewünscht und als sehr wertvoll erachtet.

Frage: Ich stelle mir das so vor, das es nicht immer so ist, dass alle Lehrerinnen vollzählig im Lehrerzimmer da sind. Es gibt unterschiedliche Stundenpläne, Pausenaufsichten etc.

Ulrike Engelhardt: Das stimmt, und deswegen war und ist diese Teambesprechung für uns so wichtig. Wir haben ein Zeitfenster abgesprochen, zu dem wir tatsächlich alle da sind. In dieser Teambesprechung können wir uns austauschen. Das betrifft Organisatorisches, aber auch Auffälligkeiten bei Schüler*innen. Manchmal ist es auch eine Art Fallbesprechung: Eine Kollegin gibt eine Fragestellung ins Team und jeder bringt seine Erfahrungen mit bzw. wir geben uns gegenseitig Hinweise und Tipps.

Frage: Wenn die Ausstattung eines Klassenzimmer für Dich ein Führungs-Instrument ist, dann ist doch bestimmt die Existenz eines Lehrerzimmers für Dich auch wichtig?

Ulrike Engelhardt: Klar ist das Lehrerzimmer sehr wichtig, da finden unter den Kolleginnen sehr wichtige Gespräche statt. Bei uns an der Schule ist es nicht so, dass nach dem Unterricht jeder sofort geht, sondern man tauscht sich aus, zum Beispiel zwischen den Kolleginnen der einzelnen Klassenstufen. Das finde ich richtig super und meine Kolleginnen machen das verlässlich. Dadurch gibt es auch niemanden, der nicht informiert ist.

Wir sind zudem auch digital über eine datenschutzsichere App verbunden. Wir haben eine Kollegiums-Gruppe erstellt. Dort werden Dinge ausgetauscht, wenn kurzfristig etwas zu organisieren ist wie der krankheitsbedingte Ausfall einer Kollegin. In einem Büro kann bei Krankheit eventuell die Arbeit liegen bleiben, bei uns muss die Klasse versorgt werden, also müssen wir schnell und verlässlich vernetzt sein, um die Vertretung zu klären.

Frage: Wenn das Lehrerzimmer so wichtig ist für Dich als Führungsinstrument, hast Du dann eine Pflanze hineingestellt?

Ulrike Engelhardt: Unsere Teambesprechung machen wir aus Platzmangel nicht im Lehrerzimmer, sondern im Musiksaal. Aber im Lehrerzimmer stehen immer Süßigkeiten, einfach etwas zum Wohlfühlen.

Wobei du etwas sagst, was ich ganz wichtig finde. Sich wohlfühlen an einer Schule heißt auch, dass die Räume, ihre Ausstattung und das Schulgebäude ansprechend gestaltet sind. Da lege ich sehr viel Wert darauf.

Frage: Habt Ihr dann in einem Klassenraum eine Lese-Ecke oder einen netten Lese-Sessel?

Ulrike Engelhardt: Das soll jede Kollegin für sich entscheiden, weil es ja das Klassenzimmer der Kollegin ist. Aber wir haben in jedem Klassenzimmer offene Regale, in denen Materialien für die Kinder zum Arbeiten liegen. Es gibt Leseecken. Teilweise gibt es bequeme Sitzkissen. Wir haben in manchen Klassenzimmern einen Teppich im vorderen Bereich. In manchen Klassenzimmern gibt es noch kleine Tischchen für die Schüler*innen, das ist ganz unterschiedlich.

Aber es ist wichtig, ein Klassenzimmer so zu gestalten, dass es mehr ist als eben nur Bänke und Tische. Jeder muss sich wohlfühlen. Und entsprechend ist es mir auch wichtig, die Gänge und das Schulhaus zu gestalten. Unsere Kinder können nicht nur im Klassenzimmer lernen, sondern eben auch auf den Gängen - überall gibt es Arbeitsplätze für die Kinder. Mir ist tatsächlich die Gestaltung von Räumen als Lernorte sehr wichtig.

Frage: Das musst Du dann aber mit der Stadt verhandeln, die Gelder für die Ausstattung der Schule zur Verfügung stellt?

Ulrike Engelhardt: Ja. Dafür gibt es extra einen jährlichen Schulrundgang. Dort werden gemeinsam vor Ort die Anforderungen besprochen. Da ist aber unsere Schule von der Ausstattung her sehr gut versorgt, finde ich.

Frage: Wie wichtig ist dann für Dich die Führung der eigenen Person und das Auf-sich-selbst-Aufpassen?

Ulrike Engelhardt: Ich denke, dass ich jemand bin, der sehr gut auf sich aufpassen kann und dass ich auch meine Grenzen kenne. Ich kann zum Glück sehr viel wegstecken und bin stressresistent.

Was aus meiner Sicht aber wichtig ist: Man sollte einen „kritischen Freund“ haben, der sollte einen gut kennen und eventuell dem System „Schule“ fern sein, also etwa ein Familienmitglied oder ein guter Freund oder ein gute Freundin. Dieser kritische Freund kann rückmelden wie er/sie einen wahrnimmt und auch Bedenken äußern. Diesen kritisch-freundlichen Blick von außen finde ich sehr wichtig.

Frage: Wer kümmert sich dann um die Arbeitszufriedenheit der Rektorinnen und Rektoren?

Ulrike Engelhardt: Ich habe eine hohe intrinsische Motivation und ich mache meinen Beruf sehr, sehr gerne. Es wäre fatal, wenn ich einen Beruf ausüben würde, von dem ich jeden Tag sagen würde, dass er mir keinen Spaß macht. Natürlich gibt es Tage, die sind schwieriger. Das gehört dazu. Es gibt aber viele Tage, und die sind zum Glück häufiger, die schöne Erlebnisse, wertvolle Begegnungen und Gespräch sowie vielfältige Aufgaben mit sich bringen.

Frage: Ist Führung an der Schule sehr unterschiedlich vom Führen in anderen organisationalen Kontexten?

Ulrike Engelhardt: Führen in der Schule ist mit Führen in der Wirtschaft kaum vergleichbar. Es gibt es bei uns beispielsweise Vorgaben, was die Mitbestimmung bestimmter Gremien angeht. Das ist zwar zeitaufwändig, dass alle Beteiligten befragt bzw. angehört werden müssen und auch mitbestimmen dürfen, aber auf der anderen Seite ist es auch wertvoll, weil die Dinge gemeinsam getragen und entwickelt werden.

Die Re­gen­bo­gen­schu­le

Ulrike Engelhardt, 48 Jahre, leitet seit 11 Jahren die Regenbogenschule.

Die Schule liegt im Ulmer Stadtteil Wiblingen. Derzeit werden an der Regenbogenschule 150 Schülerinnen und Schüler in insgesamt 6 jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet.