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Zoom-Fatigue: Wie sich Ermüdung in der Online-Lehre reduzieren lässt  

12.03.2025, Forschung:

Zahlreiche und lange Videokonferenzen belasten das Gehirn: Die intensive Nutzung von virtuellen Kommunikationsplattformen führt zu einem Erschöpfungszustand, der über das Maß an genereller Erschöpfung durch Meetings oder den Besuch von Unterricht und Vorlesungen hinausgeht und seit der Corona-Pandemie als „Zoom-Fatigue“ bekannt ist. Betroffen sind neben Schülerinnen und Schülern insbesondere Studierende. Was lässt sich dagegen tun? HNU-Professor Dr. Johannes Basch hat gemeinsam mit Forschenden der Universität Ulm untersucht, wie sich unterschiedliche Settings auf das Erleben von Erschöpfung in der Online-Lehre auswirken. Die Ergebnisse der Studie sind nun im Journal Scientific Reports (Nature) erschienen. 

Während die Ursachen für Zoom-Fatigue bereits gut erforscht sind – verantwortlich können etwa fehlende nonverbale Signale und technische Qualitätsverluste sein –, gibt es bislang nur wenig empirische Untersuchungen darüber, wie diesem Phänomen entgegengewirkt werden kann. Doch digitale Lehre bleibt auch über die Corona-Pandemie hinaus ein wichtiger Bestandteil des Bildungsangebots. Umso bedeutender ist es also, Maßnahmen zu erforschen, die die kognitive Belastung und Erschöpfung von Lernenden in Online-Formaten verringern.

Untersuchung von technischen und didaktischen Aspekten in der Online-Lehre

Prof. Dr. Johannes Basch, Dr. Patrick Albus und Prof. Dr. Tina Seufert (beide Universität Ulm) konnten nun einen Beitrag zur Verkleinerung dieser Forschungslücke leisten. Sie experimentierten mit verschiedenen technischen und didaktischen Settings in der Online-Lehre und untersuchten, wie sich diese auf das Erleben von Zoom-Fatigue und die kognitive Belastung von Studierenden auswirken. Dabei wurden vier Interventionen gezielt getestet: Die Forschenden verglichen, ob das Ein- oder Ausschalten der eigenen Selbstansicht einen Unterschied macht, ob die Fokusansicht im Vergleich zur klassischen Galerieansicht entlastender wirkt, und ob ein virtueller Hintergrund im Gegensatz zu einem natürlichen Hintergrund das Erleben verändert. Zudem wurde untersucht, wie sich eine aktive und vermehrte Einbindung der Studierenden im Vergleich zu einer passiveren Rolle auf das Stressempfinden auswirkt.

Kann Zoom-Fatigue reduzieren: deaktivierte Selbstansicht und aktive Teilnahme 

Die Ergebnisse der Forschenden deuten darauf hin, dass das Ausschalten der Selbstansicht sowohl die kognitive Belastung als auch die Ermüdung deutlich verringern kann. Die Auswirkungen des Fokusmodus erreichten hingegen in beiden Aspekten keine statistische Signifikanz. Auch die Verwendung eines virtuellen Hintergrunds im Vergleich zu einem natürlichen Hintergrund hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Ermüdung – wohl aber auf die kognitive Belastung: Hier führten die virtuellen Hintergründe zu höheren Werten. Außerdem zeigte sich, dass eine aktive und vermehrte Einbindung der Studierenden in den Online-Unterricht (z.B. in Form von Quizzes, Abfragen oder Chatbombs) mit einer geringeren Ermüdung und einer geringeren kognitiven Belastung verbunden ist als eine passive Teilnahme. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, sowohl technologische Aspekte als auch pädagogische Ansätze in der Online-Lehre zu berücksichtigen und dass klassische Lehrformate nicht eins zu eins auf den digitalen Raum übertragen werden können, um somit eine ansprechendere und weniger ermüdende Lernumgebung zu schaffen. Für die Online-Lehre lässt sich also festhalten: am besten die Selbstansicht ausschalten, neutrale Hintergründe verwenden und viel interagieren. 

Zur Publikation 

Basch, J.M., Albus, P. & Seufert, T. Fighting Zoom fatigue: Evidence-based approaches in university online education. Sci Rep 15, 7091 (2025). https://doi.org/10.1038/s41598-025-90973-6

Ansprechpartner
Prof. Dr. Johannes Basch