alle News

HNU-For­schungs­in­sti­tu­te im Fo­kus – #2: In­sti­tut für Di­gi­ta­le In­no­va­ti­on

18.01.2024, Nach­ge­forscht :

Wie das Neue in die Welt kommt: Damit befasst sich das Institut für Digitale Innovation (IDI) an der HNU, das vor Kurzem sein zehnjähriges Bestehen feierte. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Team lehrt und forscht dort an der Schnittstelle von Mensch, Technik und Wirtschaft mit besonderem Fokus auf die Herausforderungen des Managements digitaler Innovationen. 

Welche Auswirkungen haben digitale Innovationen auf moderne Gesellschaften und Organisationen? Wie müssen sie gestaltet werden, damit sie der Gesellschaft zugutekommen? Und wie können digitale Innovationen dazu beitragen, die digitale Kluft zu überwinden und soziale Integration zu fördern? An diesen übergreifenden Forschungsfragen arbeiten derzeit fünf Professoren und acht wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut für Digitale Innovation

Das IDI in drei Stichworten? Forschungsorientiert, innovativ, praxisnah. 

Prof. Dr. Heiko Gewald, Leiter des IDI

Das In­sti­tut

Von den An­fän­gen ...

Wie kann das Management von Dienstleistungsunternehmen weiterentwickelt werden, damit diese langfristig und erfolgreich am Markt bestehen können? Diese Frage markiert die Geburtsstunde des heutigen Instituts für Digitale Innovation, kurz IDI: Nachdem die Idee im Rahmen der HNU-Zukunftswerkstatt 2012 erste Gestalt angenommen hatte, beschlossen Prof. Dr. Thomas Bayer und Prof. Dr. Heiko Gewald, der gemeinsamen Arbeit in diesem Themenbereich eine interdisziplinär ausgerichtete Plattform zu geben. Sie gründeten 2013 gemeinsam mit Prof. Dr. Andy Weeger – damals noch wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HNU – das Institut für Dienstleistungsmanagement (engl.: Center for Research on Service Sciences; CROSS), das als erstes fakultätsübergreifendes Forschungsinstitut der HNU betriebswirtschaftliche Kompetenzen und Expertise aus dem Informationsmanagement vereinte.  In den Folgejahren trieb das Institut seine Arbeit auf etlichen Schauplätzen voran: Neben diversen Forschungs- und Lehrprojekten hoben die beteiligten Wissenschaftler 2014 den IT Executive Circle (ITEC) aus der Taufe, der bis heute als Think Tank und Innovationsinkubator für Unternehmen aus der Region dient. 

Wir haben unser Institut zu einem Zeitpunkt gegründet, als der Dienstleistungssektor regelrecht boomte. Damit gingen – von zunehmend gesättigten Märkten bis hin zu einem höheren Konkurrenzdruck – eine Menge Herausforderungen für das Management einher, die wir unter Einbezug mehrerer fachlicher Perspektiven gemeinsam aufgenommen haben.

Prof. Dr. Heiko Gewald

... bis heu­te

Die enge Verzahnung von Forschen (Wissen generieren), Anwenden (Wissen einsetzen) und Lehren (Wissen vermitteln) gehört bis heute zur Grundphilosophie des Instituts und wurde entsprechend weiterentwickelt. Und auch personell hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan: Dem Gründungsteam hat sich eine Reihe weiterer Professoren, wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie assoziierter Forschender angeschlossen. In eben dieser Vielfalt liegt auch eine der Stärken des Instituts begründet: Der Zusammenschluss verschiedenster fachlicher Disziplinen und die internationale Ausrichtung ermöglichen es, Herausforderungen in Praxis und Wissenschaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und neue, nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln. Seit diesem Jahr spiegelt sich diese Innovationsstärke auch direkt im Institutsnamen wider: Aus dem Institut für Dienstleistungsmanagement wird das Institut für Digitale Innovation (IDI). 

Das IDI-Team, v.l.n.r.: Nikola Finze, Tanja Schröder, Maximilian Haug, Prof. Dr. Andy Weeger, Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner, Prof. Dr. Arne Buchwald, Prof. Dr. Stefan Faußer, Prof. Dr. Heiko Gewald, Luca Stegmann, Kathrin Kim, Kirsten Seerig, Sina Zimmermann

Die In­sti­tuts­lei­ter

Prof. Dr. Hei­ko Ge­wald 

ist Forschungsprofessor für Informationsmanagement. Er studierte Betriebswirtschaft an den Universitäten Bamberg, Edinburgh und Los Angeles (UCLA) und promovierte in Wirtschaftsinformatik an der Goethe-Universität Frankfurt. Seine Doktorarbeit schrieb er am eFinanceLab der Universitäten Frankfurt und Darmstadt zum Outsourcing von Geschäftsprozessen. Vor seiner Berufung an die HNU war Prof. Dr. Heiko Gewald für verschiedene internationale Unternehmensberatungen tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind eHealth sowie Digitale Innovationen für die alternde Gesellschaft. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit der KI-basierten Analyse der Übertragung von Emotionen in der menschlichen Stimme.

Prof. Dr. Ar­ne Buch­wald 

ist seit 2023 Forschungsprofessor für Digital Innovation Management an der HNU. Er studierte Business Administration an der EBS Business School in Wiesbaden, der University of Ottawa sowie der Universiteit Maastricht und promovierte an der Universität Bayreuth im Bereich Management Information Systems. Nach mehreren Jahren in der Unternehmensberatung übernahm Prof. Dr. Arne Buchwald eine Juniorprofessur für Digitale Transformation an der EBS Business School in Wiesbaden und war als Associate Professor of Digital Transformation and Information Systems an der Vlerick Business School in Brüssel tätig. Seine Forschung konzentriert sich auf die Einführung, Nutzung und den Erfolg digitaler Innovationen im Unternehmenskontext sowie das Management technologieinduzierter Veränderungen auf organisationaler Ebene.

Prof. Dr. An­dy Weeger 

ist seit 2021 Professor für Informationsmanagement an der HNU. Er studierte Digital Media an der Technischen Hochschule Ulm sowie Advanced Management an der HNU. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter unterstützte er den Aufbau des heutigen IDI an der HNU und promovierte parallel an der Universität Bamberg zum Thema Business Alignment im Gesundheitswesen. Vor seiner Berufung an die HNU war Prof. Dr. Andy Weeger als Senior Director Strategy & Development, Global IT bei der Wieland Group tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Hybride Intelligenz (Interaktion Mensch-AI) sowie Digital Mindset und Demokratisierung von IT. 

Se­ni­or Re­se­arch Fel­lows

Prof. Dr. Heinz-Theo Wag­ner

ist Senior Research Fellow der HNU am IDI. Er studierte Geographie, Operations Research und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Gießen, der Fernuniversität Hagen und der RWTH Aachen. An der Universität Frankfurt promovierte er zum Thema IT Business Alignment. Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner war lange Jahre im Bereich Consulting tätig, bevor er in die Wissenschaft wechselte. Er war zunächst Professor für Management und Innovation an der German Graduate School of Management and Law in Heilbronn und seit 2020 bis zu seinem Ruhestand 2023 Director Research Office an der TU München (Campus Heilbronn) sowie Professor für Digital Innovation Management und Direktor des damaligen CROSS an der HNU. Prof. Dr. Heinz Theo Wagner forscht in den Bereichen Digitaler Wandel in Organisationen und Generierung Digitaler Innovation.

Prof. Dr. Ste­fan Fau­ßer

verstärkt das IDI als Senior Research Fellow. Bevor er 2020 als Professor für Data Analytics an die HNU berufen wurde, war er insgesamt mehr als zwölf Jahre als Data Scientist und Software Engineer tätig. Zuletzt arbeitete Prof. Dr. Stefan Faußer bei der WMF. Dort analysierte er Daten von IoT-Kaffeemaschinen, um wertvolle Geschäftsfragen zu beantworten. Nach seinem Master in Informatik an der Universität Ulm promovierte er in Maschinellem Lernen am Institut für Neuroinformatik der Universität Ulm. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Stimmungsanalyse und Analyse komplexer Emotionen, IoT-Geräte, vorausschauende Wartung und erklärbare KI-Lösungen.

Die For­schungs­the­men

Insbesondere in der Dienstleistungsbranche hat die fortschreitende Digitalisierung gewaltige Umwälzungen vollbracht und Unternehmen vor immense Herausforderungen gestellt. „Jede Transformation baut auf einer Innovation auf“, sagt der ehemalige Forschungsprofessor Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner, der seit seinem Ruhestand 2023 als Senior Research Fellow am IDI tätig ist. „Ohne digitale Innovationen ist keine Transformation möglich.“ Doch wie lassen sich eben diese digitalen Innovationen generieren, ohne zu Eintagsfliegen zu werden? Wie lässt sich eine Organisation oder ein Geschäftsmodell, wie lassen sich Prozesse kontinuierlich durch digitale Innovationen verändern? Solche und ähnliche Fragen treiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IDI in ihrer täglichen Arbeit an.  

Mit unserer Forschung möchten wir einen Erkenntnisgewinn gerade auch für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft schaffen. Im Zentrum steht die Entwicklung und Evaluation von theorie- und evidenzbasierten Lösungsansätzen mit nachhaltigem Mehrwert.

Prof. Dr. Andy Weeger

Neben Wertschöpfung ist Übersetzung ein wichtiges Stichwort am IDI: Wir liefern theoretisch fundierte Antworten auf „Warum?“-Fragen und klären anwendungsorientiert die Frage nach dem „Wie?“. 

Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner

Die Bandbreite an konkreten Forschungsthemen ist groß: Aktuell beschäftigt sich das Institut etwa mit den Hindernissen, Bedürfnissen und Anforderungen von älteren Menschen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens (Technologie-Verhaltensforschung: mHealth bei Seniorinnen und Senioren), der Analyse von gesprochener Sprache im Marketing (VACE - Emotionen in Sprache) oder dem Einsatz digitaler Technologien zur Gewährleistung der Lebensmittelgrundversorgung (INFINITY - Ernährungssicherung in Schwellenländern).

Das IDI in Zah­len und Fak­ten

Eine gute Promovierendenbetreuung ist nicht nur das Herzstück akademischer Exzellenz, sondern auch die Grundlage für die Entwicklung des IDI im Laufe der Jahre. Dies ebnet den Weg für eine theoretisch fundierte Forschung, die auch in der Praxis messbare Auswirkungen hat.

Prof. Dr. Arne Buchwald

Neu­gie­rig ge­wor­den?

Weitere interessante Informationen zu aktuellen Forschungsprojekten, Publikationen und Transferaktivitäten finden Sie im aktuellen Jahresbericht des IDI.

Pro­jekt­ein­blick „Li­ving Ci­ty“: Im­pul­se set­zen für ei­ne ge­sün­de­re Stadt

Ein besonderes Forschungsprojekt, das in den letzten Jahren am IDI durchgeführt wurde, ist das Projekt Living City. Gemeinsam mit Prof. Dr. Heiko Gewald forschte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sina Zimmermann hier an einer hochaktuellen Fragestellung: Wie können Menschen in Großstädten dazu bewegt werden, vermehrt umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen?

Ein wichtiges Stichwort in diesem Themenkomplex: Digital Nudging. „Nudging bedeutet übersetzt so viel wie ‚anstupsen‘ und bezeichnet eine Methode, menschliches Verhalten zu beeinflussen, ohne die ökonomischen Anreize zu verändern", erklärt Sina Zimmermann. Hierbei geht es aber nicht um Manipulation, betont sie. Von Digital Nudging spreche man vielmehr, wenn beispielsweise Mobilitätsapps klimafreundliche Routenalternativen wie z.B. Fahrradrouten farblich hervorheben oder die Wahl einer solchen Alternative mit einem positiven Kommentar bestärken. 

Projekt „Living City“: Digital Nudging für mehr Gesundheit und Lebensqualität und ein besseres Stadtbild

Genau dieses Verfahren kam auch im Projekt Living City zum Tragen: Die Forschenden entwickelten eine entsprechende App, die entsprechende Anreize setzt, das ÖPNV-Angebot der Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm individuell zu nutzen. Dabei berücksichtigten sie, welche Impulse konkret gesetzt werden müssen, um ein bestimmtes Verhalten zu evozieren. Die im Projekt anvisierte Erhöhung der Motivation, das eigene Auto öfter stehen zu lassen und stattdessen den ÖPNV oder Carsharing-Angebote zu nutzen, sollte nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch die physische Gesundheit von Großstädterinnen und Großstädtern verbessern. Ein erfolgreiches Nudging kann über die individuellen Benefits hinaus außerdem die Besucherströme in den Innenstädten optimieren und das Stadtbild beleben. 

Living City wurde gemeinsam mit den Städten Neu-Ulm und Ulm, der Adesso AG, Missing Link Electronics GmbH, SWU Verkehr GmbH, Mrs. Sporty, Donaubad Ulm/Neu-Ulm GmbH und der Glacis Galerie Neu-Ulm durchgeführt. Das Projekt wurde von 2018 bis 2022 vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst im Rahmen des „Programms zur Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Technische Hochschulen“ mit 630.000 Euro gefördert. Auch über diesen Förderzeitraum hinaus forscht das Team weiterhin an Impulsen für eine gesündere Stadt. 

An­sprech­part­ne­rin

Si­na Zim­mer­mann

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Digitale Innovation

Telefon: 0731/9762-1536

Standort: Edisonallee 7, E7.3.03

Zum Profil von Sina Zimmermann

Sina Zimmermann

Kon­takt