Welche Auswirkungen haben digitale Innovationen auf moderne Gesellschaften und Organisationen? Wie müssen sie gestaltet werden, damit sie der Gesellschaft zugutekommen? Und wie können digitale Innovationen dazu beitragen, die digitale Kluft zu überwinden und soziale Integration zu fördern? An diesen übergreifenden Forschungsfragen arbeiten derzeit fünf Professoren und acht wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut für Digitale Innovation.
Das IDI in drei Stichworten? Forschungsorientiert, innovativ, praxisnah.
Das Institut
Von den Anfängen ...
Wie kann das Management von Dienstleistungsunternehmen weiterentwickelt werden, damit diese langfristig und erfolgreich am Markt bestehen können? Diese Frage markiert die Geburtsstunde des heutigen Instituts für Digitale Innovation, kurz IDI: Nachdem die Idee im Rahmen der HNU-Zukunftswerkstatt 2012 erste Gestalt angenommen hatte, beschlossen Prof. Dr. Thomas Bayer und Prof. Dr. Heiko Gewald, der gemeinsamen Arbeit in diesem Themenbereich eine interdisziplinär ausgerichtete Plattform zu geben. Sie gründeten 2013 gemeinsam mit Prof. Dr. Andy Weeger – damals noch wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HNU – das Institut für Dienstleistungsmanagement (engl.: Center for Research on Service Sciences; CROSS), das als erstes fakultätsübergreifendes Forschungsinstitut der HNU betriebswirtschaftliche Kompetenzen und Expertise aus dem Informationsmanagement vereinte. In den Folgejahren trieb das Institut seine Arbeit auf etlichen Schauplätzen voran: Neben diversen Forschungs- und Lehrprojekten hoben die beteiligten Wissenschaftler 2014 den IT Executive Circle (ITEC) aus der Taufe, der bis heute als Think Tank und Innovationsinkubator für Unternehmen aus der Region dient.
Wir haben unser Institut zu einem Zeitpunkt gegründet, als der Dienstleistungssektor regelrecht boomte. Damit gingen – von zunehmend gesättigten Märkten bis hin zu einem höheren Konkurrenzdruck – eine Menge Herausforderungen für das Management einher, die wir unter Einbezug mehrerer fachlicher Perspektiven gemeinsam aufgenommen haben.
... bis heute
Die enge Verzahnung von Forschen (Wissen generieren), Anwenden (Wissen einsetzen) und Lehren (Wissen vermitteln) gehört bis heute zur Grundphilosophie des Instituts und wurde entsprechend weiterentwickelt. Und auch personell hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan: Dem Gründungsteam hat sich eine Reihe weiterer Professoren, wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie assoziierter Forschender angeschlossen. In eben dieser Vielfalt liegt auch eine der Stärken des Instituts begründet: Der Zusammenschluss verschiedenster fachlicher Disziplinen und die internationale Ausrichtung ermöglichen es, Herausforderungen in Praxis und Wissenschaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und neue, nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln. Seit diesem Jahr spiegelt sich diese Innovationsstärke auch direkt im Institutsnamen wider: Aus dem Institut für Dienstleistungsmanagement wird das Institut für Digitale Innovation (IDI).
Die Institutsleiter
Senior Research Fellows
Die Forschungsthemen
Insbesondere in der Dienstleistungsbranche hat die fortschreitende Digitalisierung gewaltige Umwälzungen vollbracht und Unternehmen vor immense Herausforderungen gestellt. „Jede Transformation baut auf einer Innovation auf“, sagt der ehemalige Forschungsprofessor Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner, der seit seinem Ruhestand 2023 als Senior Research Fellow am IDI tätig ist. „Ohne digitale Innovationen ist keine Transformation möglich.“ Doch wie lassen sich eben diese digitalen Innovationen generieren, ohne zu Eintagsfliegen zu werden? Wie lässt sich eine Organisation oder ein Geschäftsmodell, wie lassen sich Prozesse kontinuierlich durch digitale Innovationen verändern? Solche und ähnliche Fragen treiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IDI in ihrer täglichen Arbeit an.
Mit unserer Forschung möchten wir einen Erkenntnisgewinn gerade auch für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft schaffen. Im Zentrum steht die Entwicklung und Evaluation von theorie- und evidenzbasierten Lösungsansätzen mit nachhaltigem Mehrwert.
Neben Wertschöpfung ist Übersetzung ein wichtiges Stichwort am IDI: Wir liefern theoretisch fundierte Antworten auf „Warum?“-Fragen und klären anwendungsorientiert die Frage nach dem „Wie?“.
Die Bandbreite an konkreten Forschungsthemen ist groß: Aktuell beschäftigt sich das Institut etwa mit den Hindernissen, Bedürfnissen und Anforderungen von älteren Menschen in der Digitalisierung des Gesundheitswesens (Technologie-Verhaltensforschung: mHealth bei Seniorinnen und Senioren), der Analyse von gesprochener Sprache im Marketing (VACE - Emotionen in Sprache) oder dem Einsatz digitaler Technologien zur Gewährleistung der Lebensmittelgrundversorgung (INFINITY - Ernährungssicherung in Schwellenländern).
Das IDI in Zahlen und Fakten
250
begutachtete Publikationen kann das IDI seit seinen Anfängen verzeichnen. Unter den aktuellsten Veröffentlichungen: Das Paper "What makes a firm innovative? An inter-organizational social capital perspective on external partners’ influence on a firm’s intellectual capital" (öffnet neues Fenster) von Prof. Dr. Heinz-Theo Wagner sowie der Beitrag "A perfect match or an arranged marriage? How chief digital officers and chief information officers perceive their relationship: a dyadic research design" (öffnet neues Fenster) von Prof. Dr. Arne Buchwald.
8
Promovierende arbeiten derzeit am IDI an ihren Dissertationsprojekten. Einer von ihnen ist Maximilian Haug, der im Rahmen der Emerald Literati Awards for Excellence 2023 kürzlich mit einem Outstanding Reviewer Award ausgezeichnet wurde.
5
kooperative Promotionen wurden bislang am IDI abgeschlossen – zwei der ehemaligen Promovierenden haben mittlerweile eine Professur an einer HaW inne.
Eine gute Promovierendenbetreuung ist nicht nur das Herzstück akademischer Exzellenz, sondern auch die Grundlage für die Entwicklung des IDI im Laufe der Jahre. Dies ebnet den Weg für eine theoretisch fundierte Forschung, die auch in der Praxis messbare Auswirkungen hat.
Neugierig geworden?
Weitere interessante Informationen zu aktuellen Forschungsprojekten, Publikationen und Transferaktivitäten finden Sie im aktuellen Jahresbericht des IDI.
Projekteinblick „Living City“: Impulse setzen für eine gesündere Stadt
Ein besonderes Forschungsprojekt, das in den letzten Jahren am IDI durchgeführt wurde, ist das Projekt Living City. Gemeinsam mit Prof. Dr. Heiko Gewald forschte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sina Zimmermann hier an einer hochaktuellen Fragestellung: Wie können Menschen in Großstädten dazu bewegt werden, vermehrt umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen?
Ein wichtiges Stichwort in diesem Themenkomplex: Digital Nudging. „Nudging bedeutet übersetzt so viel wie ‚anstupsen‘ und bezeichnet eine Methode, menschliches Verhalten zu beeinflussen, ohne die ökonomischen Anreize zu verändern", erklärt Sina Zimmermann. Hierbei geht es aber nicht um Manipulation, betont sie. Von Digital Nudging spreche man vielmehr, wenn beispielsweise Mobilitätsapps klimafreundliche Routenalternativen wie z.B. Fahrradrouten farblich hervorheben oder die Wahl einer solchen Alternative mit einem positiven Kommentar bestärken.
Genau dieses Verfahren kam auch im Projekt Living City zum Tragen: Die Forschenden entwickelten eine entsprechende App, die entsprechende Anreize setzt, das ÖPNV-Angebot der Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm individuell zu nutzen. Dabei berücksichtigten sie, welche Impulse konkret gesetzt werden müssen, um ein bestimmtes Verhalten zu evozieren. Die im Projekt anvisierte Erhöhung der Motivation, das eigene Auto öfter stehen zu lassen und stattdessen den ÖPNV oder Carsharing-Angebote zu nutzen, sollte nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch die physische Gesundheit von Großstädterinnen und Großstädtern verbessern. Ein erfolgreiches Nudging kann über die individuellen Benefits hinaus außerdem die Besucherströme in den Innenstädten optimieren und das Stadtbild beleben.
Living City wurde gemeinsam mit den Städten Neu-Ulm und Ulm, der Adesso AG, Missing Link Electronics GmbH, SWU Verkehr GmbH, Mrs. Sporty, Donaubad Ulm/Neu-Ulm GmbH und der Glacis Galerie Neu-Ulm durchgeführt. Das Projekt wurde von 2018 bis 2022 vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst im Rahmen des „Programms zur Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Technische Hochschulen“ mit 630.000 Euro gefördert. Auch über diesen Förderzeitraum hinaus forscht das Team weiterhin an Impulsen für eine gesündere Stadt.
Ansprechpartnerin
Sina Zimmermann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Digitale Innovation