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HNU Health­ca­re Ma­nage­ment In­sights #6

19.01.2024, Dia­lo­ge :

In der Interviewserie befragt Prof. Dr. Patrick Da-Cruz wechselnde Expertinnen und Experten zu aktuellen Themen aus dem Gesundheitsbereich. In dieser Folge beantwortet Dr. med. Michael Ullmann Fragen zum Thema Future Skills in den Bereichen Digital Health und KI im Gesundheitswesen. 

Die Ge­sprächs­part­ner

Prof. Dr. Patrick Da-Cruz ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement an der Fakultät Gesundheitsmanagement der Hochschule Neu-Ulm (HNU) sowie wissenschaftlicher Leiter des MBA-Programms Führung und Management im Gesundheitswesen.
Vor seiner Tätigkeit an der HNU war Herr Da-Cruz bei namhaften Strategieberatungen im Bereich Pharma / Healthcare sowie in Führungsfunktionen in Unternehmen der Gesundheitswirtschaft im In- und Ausland tätig.

Prof. Dr. Patrick Da-Cruz

Dr. med. Michael Ullmann ist Personal- und Karriereberater @ Dr. Michael Ullmann Consulting | Partner der QRC Group und Dozent für KI in der Gesundheitsversorgung an der HNU. Vor seiner selbstständigen Beratertätigkeit war Dr. Ullmann zwölf Jahre in der Healthtech-Branche für mehrere internationale Konzerne in führenden Managementpositionen tätig, u. a. für Bosch, Johnson & Johnson Medical Devices und Nuance Communications, jetzt Microsoft. Dr. Ullmann ist Facharzt für Allgemeinmedizin sowie ehemaliger Herzchirurg und war vor seiner Industriekarriere zwanzig Jahre lang klinisch tätig. Ende 2017 erwarb er an der HNU einen MBA in Betriebswirtschaft für Ärztinnen und Ärzte mit Auszeichnung. 

Dr. Michael Ullmann

Wie würden Sie die aktuellen Entwicklungen im Bereich Digital Health und KI im Gesundheitswesen charakterisieren?

Dr. Ullmann: Ich beobachte seit Längerem den Trend, dass Digital Health und KI das Gesundheitswesen grundlegend verändern. KI ermöglicht u. a. präzisere Diagnosen, personalisierte Therapien und verbessert die Effizienz der Gesundheitsversorgung, während Digital Health die Patientenversorgung durch Telemedizin und Gesundheitsapps transformiert. Diese Entwicklungen versprechen nicht nur bessere Gesundheitsergebnisse, sondern auch eine effizientere und zugänglichere Gesundheitsversorgung.

Vor welchen Herausforderungen stehen Führungskräfte im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der digitalen Transformation grundsätzlich, und wie können sie diese erfolgreich bewältigen?

Dr. Ullmann: Als Führungskraft im Gesundheitswesen stehe ich aktuell vor der Herausforderung, die digitale Transformation strategisch zu gestalten. Das beinhaltet die Sicherstellung von Datenschutz und ethischen Standards sowie die Integration digitaler Innovationen in den klinischen Alltag. Eine erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert die Förderung einer digitalen Kultur innerhalb der Organisation, um Mitarbeiter auf Veränderungen vorzubereiten. Nachhaltige Schulungsprogramme, die die Technologiekompetenz der Mitarbeiter stärken, und die Implementierung sicherer und interoperabler IT-Systeme sind entscheidende Schritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen digitalen Transformation im Gesundheitswesen.

Welche Anforderungen werden zukünftig speziell an Führungskräfte im Bereich Digital Health und KI im Gesundheitswesen gestellt?

Dr. Ullmann: Zukünftig müssen Führungskräfte im Digital Health und KI-Bereich eine hohe Technologieaffinität besitzen. Ich glaube, dass sie Veränderungen proaktiv managen und Innovationen vorantreiben müssen. Die Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit wird essenziell, da Digital Health und KI die Integration von Wissen aus verschiedenen Fachrichtungen erfordern. Zusätzlich müssen Führungskräfte ethische Richtlinien für den verantwortungsbewussten Einsatz von KI im Gesundheitswesen entwickeln und umsetzen, um sicherzustellen, dass Technologien im Einklang mit ethischen Standards eingesetzt werden.

Welche spezifischen Kompetenzen und Fähigkeiten im Bereich Digital Health und KI im Gesundheitswesen sollten Führungskräfte vor diesem Hintergrund grundsätzlich entwickeln?

Dr. Ullmann: Im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen von Digital Health und KI sollten Führungskräfte unbedingt ihre Kompetenzen in Datenmanagement und -analyse vertiefen. Ich bin der Überzeugung, dass das Verständnis der Interpretation von KI-Ergebnissen entscheidend ist, um fundierte Entscheidungen im klinischen Kontext zu treffen. Darüber hinaus sind Fähigkeiten im Change-Management von großer Bedeutung, um die organisatorische Anpassung an neue Technologien zu erleichtern. Eine ausgeprägte Sensibilität für ethische Fragen im Gesundheitswesen ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Implementierung von Digital Health und KI im Einklang mit moralischen Grundsätzen erfolgt.

Welche Unterschiede gibt es ggf. zwischen einzelnen Berufsgruppen im Gesundheitswesen im Bereich Digital Health und KI im Gesundheitswesen?

Dr. Ullmann: Aus meiner Sicht gibt es schon Unterschiede zwischen einzelnen Berufsgruppen im Gesundheitswesen in Bezug auf Digital Health und KI. Ich sehe, dass Pflegekräfte verstärkt auf patientenzentrierte Anwendungen setzen, die den direkten Nutzen für die Versorgung verbessern können. Auf der anderen Seite konzentrieren sich Ärzte stärker auf klinische Anwendungen, die Diagnosen und Therapieentscheidungen unterstützen. Beide Berufsgruppen sollten mit Umgang mit Anwendungen vertraut gemacht werden, die ihre Produktivität auch im Hinblick auf administrative Aufgaben erhöhen. Eine Herausforderung besteht meiner Meinung nach darin, diese verschiedenen Perspektiven zu berücksichtigen und alle Berufsgruppen aktiv in den Implementierungsprozess einzubeziehen, um einen ganzheitlichen und erfolgreichen Einsatz von Digital Health und KI im Gesundheitswesen zu gewährleisten.

Vielen Dank für das Gespräch!