Seit 22 Jahren sei er zum ersten Mal wieder zur HNU gefahren, berichtet Helmut Jeggle, der damals im zweiten Jahrgang Betriebswirtschaftslehre studiert hat. In diesen 22 Jahren ist viel passiert, nicht nur die HNU-Gebäude sind neu entstanden. Auch die Erfolgsgeschichte des HNU-Alumnus begann: Nach seinem Studium stieg er als Trainee Finance bei der Hexal AG in Holzkirchen ein. Jeggle, der „vom Herzen her Schwabe“ ist, wie er selbst sagt, sah viele Chancen, sich in der Betriebswirtschaft weiterzuentwickeln. Direkt an seinem ersten Tag lernte er seine künftige Geschäftspartnerin und Frau und die beiden Hexal-Gründer Thomas und Andres Strüngmann kennen. Nach zwei Jahren stieg er zum Leiter Controlling der Hexal AG auf. Als Hexal 2005 an Novartis verkauft wurde, startete Jeggle als Head of Business Planning & Analysis Germany bei Sandoz durch. An sein HNU-Studium schloss er nach einigen Jahren im Job einen MBA am Stuttgart Institute of Management and Technology an, was er als sehr bereichernd empfand.
Jeggle: „Niemand wusste, dass es uns gibt, dabei hatte BioNTech schon 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Viele Jahre verbrachte Helmut Jeggle damit, im ATHOS Family Office das Vermögen der Familien Strüngmann- zu verwalten. Er war dafür verantwortlich, ihre Direktbeteiligungen an Unternehmen zu steuern. 2008 erfolgte die Gründung von BioNTech. „Das war unsere Chance in einem schwierigen Marktumfeld für Neugründungen“, sagt Jeggle rückblickend. Doch das Gründerteam mit Wissenschaftlern und Investoren hatte es schwer – zeitgleich mit der Lehman-Pleite. Außerdem erschien manch einem die Vision von Uğur Şahin, personalisierte Krebstherapien zu entwickeln, damals als unmöglich. Ein Teil der Strategie war deshalb, „mehrere Jahre unterm Radar“ zu bleiben, um an den Technologien zu arbeiten und Patente zu generieren, sagt Jeggle. „Niemand wusste, dass es uns gibt, aber wir hatten schon 400 Teammitglieder. Wir hatten bis 2014 nicht mal eine Homepage“, ergänzt er. 2019 wurde es dann richtig spannend, als der Börsengang der BioNTech SE erfolgen sollte. Viele größere und kleinere Hürden, die Jeggle den Zuhörerinnen und Zuhörern des Management Forums mit Unterstützung einiger Anekdoten erzählte, stellten das Management und den Aufsichtsrat, das im Kern seit 2007 unverändert ist, vor zahlreiche Herausforderungen: „Aufgrund verschiedener externer Faktoren, die sich im Kapitalmarkt wiederspiegelten, war das ein Höllenritt“. Schlussendlich gab der Erfolg ihnen Recht. Und das Aufkommen der Corona-Pandemie, die in den von BioNTech entwickelten mRNA-Impfstoffen ihren Meister fand. „BioNTech kann das Apple der Gesundheitsindustrie werden. Das Team und die langjährige Zusammenarbeit ist unser größtes Asset“, sagt Jeggle abschließend über BioNTech. „Wir glauben, dass die Demokratisierung der innovativen Medizin eines der Zukunftsthemen weltweit ist, um die wir uns kümmern müssen.“
Als Tipp für Studierende, für den Berufseinstieg, offenbart Helmut Jeggle: „Gesunder Menschenverstand hilft sehr weit.“ Außerdem empfiehlt er, dass junge Leute mit Leidenschaft bei der Sache sein, sich selbst treu bleiben und sich nicht auf eine Schiene setzen lassen sollen. Drei Buchtipps hatte Jeggle aus Sicht seiner langjährigen Tätigkeit als Frühphaseninvestor auch noch: „Business Model Generation: A Handbook for Visionaries, Game Changers, and Challengers“ von Alexander Osterwalder und Yves Pigneur, “The Power Law: Venture Capital and the Making of the New Future” von Sebastian Mallaby und „From good to great“ von Jim Collins.
Über das Management Forum
Die Hochschule Neu-Ulm (HNU) lädt regelmäßig Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft an die Hochschule ein, um im HNU-Managementforum über aktuelle, praxisnahe Themen aus den unterschiedlichen Bereichen der Unternehmensführung zu berichten und ihren wertvollen Erfahrungsschatz zu teilen.
