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HNU-Fas­sa­de mit Il­lus­tra­tio­nen von Ro­bert Nip­poldt neu be­klebt

29.09.2021, Hoch­schul­news :

Zum 30-jährigen Jubiläum des Abzugs des US-Militärs aus Neu-Ulm präsentiert die Ulmer Volkshochschule in Kooperation mit der Stadt Neu-Ulm und der Hochschule Neu-Ulm (HNU) Illustrationen aus dem neuen Buch „Der große Gatsby“ von Robert Nippoldt. Im Interview gibt uns der vielfach ausgezeichnete Künstler einen Einblick in seine Arbeit.

Lieber Herr Nippoldt, wir freuen uns sehr über Ihr Werk an der HNU-Fassade. Was zeichnet Ihre Kunst aus?

Ich zeichne gerne in Schwarz-Weiß, grafisch geradlinig, reduziert, dynamisch. Manchmal ergänze ich die Illustration durch eine oder zwei Farben. Ich mag das Spiel zwischen Licht und Schatten, eine spannungsvolle Bildaufteilung und eine Verschmelzung von Illustration und Typografie.

Wie kam es dazu, dass Sie Ihren künstlerischen Fokus auf die 1920er-Jahre gelegt haben?

Ich liebte immer Gangsterfilme. So sollte mein erstes Buch eben über die Gangsterszene der 1920er Jahre in Chicago sein, über Al Capone und seine ärgsten Widersacher. Bei der Recherche merkte ich, wie unglaublich faszinierend die 1920er Jahre sind. Als visueller Mensch verliebte ich mich prompt in die Filme, Plakate und Fotografien der Zeit. Als dann das Buch erschien und neben guten Kritiken ein paar Preise einheimste, war klar, dass ich mit den 1920ern noch lange nicht fertig war. Es folgte ein Buch über Jazz, eins über Hollywood, über die Nacht im Berlin der 20er, und jetzt „Der Große Gatsby“.

Worin bestand die Herausforderung, die HNU-Fassade zu gestalten?

Die Gestaltung sollte zu dem Gebäude passen, eine passende Gesamtkomposition ergeben. Wichtig ist mir dabei die Wechselwirkung zwischen Nähe und Distanz. Aus der Entfernung soll man von der Gestaltung angezogen werden. Man erkennt eine riesige Skyline von New York, einen Mann im Gegenlicht, dazu eine auffällige vielleicht ansprechende Farbkomposition. Der Ausstellungstitel „Der Große Gatsby“ fällt einem ins Auge. Und man sieht, dass es noch viele Details und Informationen zu entdecken gibt. Man ist hoffentlich neugierig geworden und tritt näher heran. Aus der Nähe soll man ins Thema geführt werden. Was ist das für eine Ausstellung? Wer hat das gemacht? Wieso hängt das hier? Warum New York in den 1920ern? Was war die Prohibition? Die themenbezogenen Texte werden illustriert durch Szenerien, Vignetten und einem Stadtplan von New York. So hat man unverhofft einen kleinen Ausflug ins New York der Roaring Twenties unternommen. 

Wo sehen Sie die Verbindung Ihres Werkes zu dem bis zu 30 Jahren vom US-Militär genutzten Wiley-Gelände?

Der Roman „Der Große Gatsby“ ist ein Meisterwerk der amerikanischen Literatur. Im Mittelpunkt steht die Verkörperung des amerikanischen Traums, das Streben nach Geld, Macht und Liebe, und schließlich dessen Scheitern. Inwieweit das zum ehemaligen US-Militär-Gelände und dem amerikanischen Einfluss auf die Stadt und Umgebung passt, können vermutlich die Einwohner von Neu-Ulm besser einschätzen als ich. 

Was verdankt Deutschland Ihrer Ansicht nach den USA?

Gangster, Jazz & Hollywood (lacht). Meine Kindheit war noch geprägt vom Kalten Krieg, von einer unterschwelligen Angst vor dem Angriff aus dem Osten. Die USA waren für mich der Inbegriff des großen Bruders, der auf einen aufpasst, einem Sicherheit gibt. Und zu dem man aufschaut. Auch wenn sich Deutschland spätestens seit Donald Trump mehr und mehr emanzipiert hat, so gibt es noch diese tiefe Verbundenheit.

Das Leben ohne Kunst wäre…?

…für mich trocken wie ein Panzerkeks

 

Die Illustrationen werden bis zum 7. November 2021 auch im EinsteinHaus der vh Ulm ausgestellt – passend zu ihrem Semesterschwerpunkt „USA“. Im Anschluss werden sie zudem in Langenau und Erbach gezeigt.

Über den Künstler

Robert Nippoldt wurde 1977 in Kranenburg am Niederrhein geboren. Er studierte Grafik und Illustration an der Fachhochschule Münster. Nippoldts Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen u.a. in Deutschland, der Schweiz und in Spanien gezeigt.