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Er­leb­nis für al­le: Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­jekt „Ul­mer Müns­ter in­klu­si­v“

08.07.2021, Stu­di­um :

Wie kann das Ulmer Münster barrierefreier werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich Studierende für ein Kommunikationsprojekt im 5. Semester des Studiengangs Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation (IMUK). Ein Student und eine Studentin beschreiben ihre Erfahrungen.
 

Prof. Dr. Markus Caspers hatte den IMUK-Studierenden im 5. Semester die Aufgabe gestellt, Kommunikationsstrategien für ein inklusives Erleben des Ulmer Münsters zu erarbeiten Im Vordergrund standen Fragen wie: „Welche Ideen finden wir für einzelne Tools und Maßnahmen und wie können diese miteinander vernetzt werden?“ und „Wie können die Maßnahmen in ihrer Gesamtheit kommuniziert werden?“

Die Studierenden präsentierten ihre Ergebnisse am 5. Juli 2021 vor vollem Haus bzw. in voller Kirche. Vor Ort waren Vertreter:innen der Münstergemeinde, Verbände der Betroffenen und der Stadtdekan Ernst-Wilhelm Gohl, außerdem die Münsterbaumeisterin Heidi Vormann und weitere Interessierte.

Die beiden Studierenden Fabian Girschick und Natty berichten, wie, wie sie die Arbeit für das Kommunikationsprojekt erlebt haben.

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Um­fas­sen­de Re­cher­che für in­klu­si­ve Lö­sun­gen

Zusammen mit fünf Kommiliton:innen war Fabian Girschick für das "Research Team" tätig.

„Die vergangenen dreieinhalb Monate haben wir uns damit beschäftigt, wie wir die Ulmer Region, vor allem aber auch das Ulmer Münster, barrierefreier für behinderte Menschen gestalten können. Hierzu haben wir nicht nur im Internet und in wissenschaftlichen Quellen recherchiert, sondern auch Interviews mit betroffenen Personen durchgeführt. Uns war es wichtig, ihre Einschätzung über die Situation in Ulm und das Ulmer Münster kennenzulernen, um mögliche Problemstellungen herauszufiltern.

Eine Herausforderung war es, dass wir uns für die Barrierefreiheit des Ulmer Münsters ein Beispiel an anderen Sehenswürdigkeiten in Deutschland und ganz Europa nehmen wollten. Hierzu haben wir uns deren Websites und Info-Unterlagen durchgeschaut, konnten hier aber relativ wenig im Feld der Barrierefreiheit finden. Dies bedeutet, dass nach wie vor sehr viele Sehenswürdigkeiten die Anforderungen an einen barrierefreien Zugang nicht erfüllen. Das Ulmer Münster könnte hiermit sogar ein Vorreiter diesbezüglich werden.

Wir konnten ein wesentlich besseres Verständnis für die Sichtweise von behinderten Menschen gewinnen. Ihnen geht es viel eher darum, dass sie sich als Teil des Ganzen sehen können, anstatt dass extra für sie neue Möglichkeiten geschaffen werden. Somit sollten bspw. alle Eingänge einer Sehenswürdigkeit barrierefrei gestaltet werden und es nicht mehr nur einen Eingang für behinderte Menschen geben. Für die Zukunft erhoffen sie sich, dass sie bei Entscheidung stets miteinbezogen werden. Denn eine nicht-betroffene Person kann keine Einschätzung darüber tätigen, ob etwas wirklich barrierefrei ist oder nicht.“

Be­son­de­res De­sign für be­son­de­re Be­dürf­nis­se

Gemeinsam mit ihrem Team entwickelte Natty ein Konzept für eine mobile App, die durch einen Audio- / Video-Guide ein inklusives Münster-Erlebnis für alle ermöglichen soll. Bei der Konzeption unterstütze sie Thomas Reith, Geschäftsführer bei IT Engineering Reith.

„Die grundlegende Identifikation der Problemstellung und das Erstellen von Lösungsansätzen stellte bei diesem Projekt die größte Schwierigkeit dar. Es war uns wichtig, die Herausforderungen, denen sich Menschen mit einer Beeinträchtigung im Alltag gegenübersehen, richtig zu identifizieren, und daraufhin Möglichkeiten zu finden, mit denen man diese Hausforderungen gezielt bewältigen kann. Darüber hinaus fiel es uns schwer, die Zielgruppen festzulegen, auf die wir uns bei der Entwicklung des Konzepts konzentrieren würden. Wir versuchten aber so gut es ging, alle Zielgruppen (in unserem Fall: Sehbehinderte, Gehörlose und Menschen ohne Beeinträchtigung) abzudecken.

Da wir uns nicht nur auf eine Zielgruppe fokussiert haben, fiel uns auch die Erstellung des Konzepts für die App sehr schwer. Wir mussten viele Ideen miteinander verknüpfen und die App so einfach wie möglich gestalten. Normalerweise müsste man für alle drei Zielgruppen eine eigene App entwickeln, aber dennoch haben wir diese Herausforderungen relativ gut gemeistert und konnten es alles in einer App verbinden. Das Design für die App war auch nicht ganz einfach. Sehbehinderte Menschen brauchen zum Beispiel große Buttons in der App und Gehörlose Icons oder Bilder, um sich in der App besser zurecht zu finden. Dies im Design miteinander zu verbinden, war eine weitere Herausforderung für uns. 

Leider hatten wir nur eine vage Vorstellung darüber, welchen Herausforderungen Menschen mit einer Beeinträchtigung gegenüberstehen. Daher sind wir besonders dankbar dafür, dass wir uns mit den Betroffenen sowie mit engagierten/involvierten Menschen austauschen konnten und dadurch Einblicke erhalten und Erfahrungen sammeln dürften, die wir unter anderen Umständen nicht gemacht hätten.

Insgesamt hat uns dieses Projekt noch viel mehr auf die Schwierigkeiten von Eingeschränkten Menschen, auch in Situationen, die für uns komplett normal erscheinen, aufmerksam gemacht. Alle unter uns sind sich einig, dass wir seit diesem Projekt ein viel besseres Auge für Inklusion besitzen. Ob im Restaurant oder im Kino, wir denken nun oft daran, ob es eingeschränkte Menschen dort genauso einfach haben wie wir.“