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Vir­tu­el­les Netz­wer­ken in der Wirt­schafts­in­for­ma­tik: Ein Kon­fe­renz­rück­blick des In­sti­tuts für Dienst­leis­tungs­ma­nage­ment (CROSS)

08.10.2021, Nach­ge­forscht :

Nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie sind Online-Konferenzen mittlerweile gang und gäbe – und ermöglichen den fachlichen und persönlichen Austausch auch im internationalen Kontext. Das Institut für Dienstleistungsmanagement (CROSS) der HNU war in diesem Sommer auf etlichen wissenschaftlichen Konferenzen vertreten, unter anderem auf der AoM (Anual Meeting oft he Academy of Management), eine der größten jährlichen Konferenzen der Betriebswirtschaftslehre.
Wir geben einen kleinen Einblick in die thematische Bandbreite der CROSS-Beiträge aus den vergangenen Monaten.
 

Die Academy of Management (AOM) konnte auf ihrer diesjährigen virtuellen Konferenz vom 29. Juli bis 4. August über 9500 Teilnehmer verbuchen – darunter auch Axel Hund, wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Forschungsgebiet „Einsatz innovativer Technologien in Schwellenländern“ an der HNU. Er vertrat das CROSS (öffnet neues Fenster) mit dem Artikel „Balancing Organizational Identity through Mission Statements: A Topic Modeling Analysis“. Axel Hund (öffnet neues Fenster), Heinrich Graser, Heinz-Theo Wagner (öffnet neues Fenster), Daniel Beimborn und Tim Weitzel erforschen, wie Firmen im Umfeld digitaler Innovation ihre organisatorische Identität gestalten und über Mission Statements kommunizieren. Sie konnten aufzeigen, dass Mission Statements bis zu 18 verschiedene Themenfelder adressieren und Firmen, die sich auf digitale Innovation fokussieren, nur bestimmte Kombinationen dieser Themenfelder gezielt einsetzen. So können sie ihre organisatorische Identität kommunizieren und von anderen Unternehmen abgrenzen.

Eine der wichtigsten Wirtschaftsinformatik-Konferenzen im Raum Asien stellt die Pacific Asia Conference on Information Systems (PACIS) dar. Das international vernetzte Institut für Dienstleistungsmanagement stellte auch in diesem Jahr zwei Artikel auf dieser Konferenz vor.

Der Beitrag von Sina Zimmermann (öffnet neues Fenster), Andreas Hein, Thomas Schulz (öffnet neues Fenster), Heiko Gewald (öffnet neues Fenster) und Helmut Krcmar mit dem Titel „Digital Nudging Toward Pro-Environmental Behavior: A Literature Review“ beruht auf einer strukturierten Literaturanalyse. Sie zeigt, wie Digital Nudging – eine Methode zur Verhaltensänderung – nachhaltiges Verhalten fördern kann. Sina Zimmermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HNU, hat uns im Interview Genaueres über ihre Forschung verraten. 

Di­gi­tal Nud­ging: Stup­ser in Rich­tung nach­hal­ti­ge­res Ver­hal­ten

Was genau ist eigentlich Digital Nudging? Und wo begegnet uns das im Alltag?

Nudging bedeutet übersetzt so viel wie „anstupsen“ und bezeichnet eine Methode, menschliches Verhalten zu beeinflussen, ohne die ökonomischen Anreize zu verändern. Ein bekanntes Beispiel wäre die Anordnung verschiedener Gerichte in der Mensa: Indem man beispielsweise die gesünderen Gerichte weiter vorne platziert, kann man mehr Menschen dazu bewegen, ein gesundes Gericht auszuwählen, ohne dass man das Gericht dafür günstiger anbieten oder ungesunde Varianten verbieten muss.Digital Nudging überträgt dieses Konzept dann in den digitalen Raum; wird also etwa auf Websites oder in Apps verwendet. Digital Nudging ist also beispielsweise, wenn Mobilitätsapps klimafreundliche Routenalternativen, etwa die Fahrradroute, farblich hervorheben oder die Wahl einer solchen Alternative mit einem positiven Kommentar bestärken.

Planen Sie weitere Forschung in diesem Bereich?

Ja, aktuell arbeiten wir bereits an einer weiterführenden Forschungsarbeit, die wir in einer Fachzeitschrift platzieren möchten. Darin wird es vor allem um grundlegende Aspekte des Digital Nudgings gehen, die sich aus dem digitalen Anwendungsraum ergeben.  

Warum beschäftigen Sie sich mit Digital Nudging? Wo liegt hier Ihr persönliches Erkenntnisinteresse?

Digital Nudging bietet eine interessante Perspektive, um Menschen in Entscheidungen zu beeinflussen, die im Alltag oft schwer umzusetzen sind. Das trifft beispielsweise auf die Bereiche Gesundheit, Ernährung oder Klimaschutz zu. Ich beschäftige mich im Detail damit, wie Menschen „genudged“ werden können, damit sie sich nachhaltiger fortbewegen – anstatt dem Auto also z.B. das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel wählen. Ich persönlich glaube, dass das ein wichtiger Aspekt bei der Bekämpfung der Klimakrise ist, der die Chancen der Digitalisierung nutzt und dadurch gerade jüngere Menschen erreicht.    

Wie haben Sie die Konferenz und Ihre Präsentation erfahren, gerade im Vergleich zu „Prä-Corona-Tagungen“?

Auch, wenn Online-Konferenzen „Prä-Corona-Tagungen“ nicht ersetzen können, hat diese Alternative doch dazu beigetragen, den Austausch mit anderen Wissenschaftler:innen über das letzte Jahr aufrecht zu erhalten. Die Fachvorträge selbst lassen sich sehr gut im digital Raum organisieren und man kann effizienter an den einzelnen Slots teilnehmen. Allerdings fehlen natürlich die Impulse und Erlebnisse abseits der Fachvorträge, die auch sehr wertvoll sind und oft zu neuen Kontakten führen. Ich hoffe auf jeden Fall, dass die nächste Konferenz, die im Dezember in den USA geplant ist, wieder in Präsenz stattfinden kann und wir aus Europa bis dahin auch wieder einreisen dürfen.

Sina Zimmermann (öffnet neues Fenster) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Digitalisierung mittelständischer Unternehmen und am Institut für Dienstleistungsmanagement (öffnet neues Fenster)(CROSS) der HNU tätig. 

Sina Zimmermann

Tanja Schröder steuerte den Artikel „A Conceptual Framework for a Digital Health Innovation Ecosystem” bei. In ihrer Forschung untersuchten Tanja Schröder (öffnet neues Fenster), Thomas Schulz (öffnet neues Fenster), Maximilian Haug (öffnet neues Fenster) und Heiko Gewald (öffnet neues Fenster) die Erfahrungen und Bedürfnisse von Ärzten bei langfristigen Integrationsmöglichkeiten von Gesundheitsapps vor dem Hintergrund verschreibungspflichtiger Smartphone-Apps in Deutschland. Es stellte sich heraus, dass ein erheblicher Bedarf an optimierten Informationsquellen, effektiver Datenaufbereitung und verbesserter Kommunikation zwischen den technologischen Komponenten innerhalb eines digitalen Gesundheitssökosystems besteht.

Die Americas Conference on Information Systems (AMCIS) ist die führende Konferenz der Wirtschaftsinformatik auf dem amerikanischen Kontinent. Hier treffen sich nicht nur Forschende, sondern auch eine Vielzahl an Praktiker:innen und Firmenvertreter:innen, um sich auszutauschen. Das Institut für Dienstleistungsmanagement ist seit Anbeginn auf der AMCIS vertreten und steuerte auch in diesem Jahr auf virtuellem Wege Beiträge bei.

Der Artikel von Sina Zimmermann (öffnet neues Fenster), Heinz-Theo Wagner (öffnet neues Fenster), Philipp Rössler, Heiko Gewald (öffnet neues Fenster) und Helmut Krcmar mit dem Titel „The Role of Utilitarian vs. Hedonic Factors for the Adoption of AI-based Smart Speakers“ wurde von Sina Zimmermann vorgestellt. Das Forschungsprojekt untersucht, welche Faktoren die Akzeptanz und die Nutzung von Smart Speakern beeinflussen. Dafür wurde eine qualitative Studie mit 19 Teilnehmenden durchgeführt, die einen Amazon Echo Dot über mehrere Wochen hinweg testeten. Die Ergebnisse zeigen, dass Funktionalitäten, die auf die Nützlichkeit von Smart Speakern abzielen, wichtiger für die Akzeptanz und Nutzung sind als hedonische Faktoren.

Tanja Schröder stellte einen Artikel im Bereich Technostress mit dem Titel „The Ambivalence of Mhealth Apps -A Qualitative Research on Techno-stressors of Mobile Health Applications” vor. In diesem Artikel arbeiten die Autor:innen Tanja Schröder (öffnet neues Fenster), Maximilian Haug (öffnet neues Fenster) und Heiko Gewald (öffnet neues Fenster) heraus, dass Technostress im Gesundheitswesen bisher bis auf wenige Ausnahmen weitgehend vernachlässigt worden ist. Anhand semistrukturierter Interviews konnten vier verschiedene Stressfaktoren identifiziert werden. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Eigenschaften der Technologie die Stressoren beeinflussen, die bei den Nutzer:innen Stress auslösen.

Dass der wissenschaftliche Austausch während dieser globalen Pandemie, in der eine physische Begegnung unter Forschenden kaum mehr möglich war, nicht zum Erliegen kam, ist nicht zuletzt den technischen Möglichkeiten zu verdanken, die unsere digitalisierte Arbeitswelt bietet. Nichtsdestotrotz freut sich auch das CROSS darauf, bald wieder "in Realpräsenz" tagen und konferieren zu dürfen – und der nächste Halt auf der Konferenzagenda findet zumindest im hybriden Format statt: Im Dezember wird das Institut für Dienstleistungsmanagement auf der bedeutendsten internationalen Konferenz der Wirtschaftsinformatik, der ICIS 2021 (öffnet neues Fenster) (International Conference on Information Systems) in Austin, Texas mit drei Beiträgen vertreten sein. 

 

Links zu den Artikeln:

AOM
Balancing Organizational Identity through Mission Statements: A Topic Modeling Analysis

PACIS
Digital Nudging Toward Pro-Environmental Behavior: A Literature Review
A Conceptual Framework for a Digital Health Innovation Ecosystem

AMCIS
The Role of Utilitarian vs. Hedonic Factors for the Adoption of AI-based Smart Speakers
The Ambivalence of Mhealth Apps -A Qualitative Research on Techno-stressors of Mobile Health Applications