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Bay­WISS-Netz­werktref­fen: Ethik­kom­mis­sio­nen im Span­nungs­feld zwi­schen For­schung und Ethik

16.09.2024, For­schung :

Ethische Aspekte sind insbesondere in der Forschung am und mit Menschen unverzichtbar. Für die Einhaltung ethischer Standards in der gesundheitsbezogenen Forschung und auf anderen Gebieten sorgen Ethikkommissionen wie die GEHBa: Sie begutachten Forschungsvorhaben und stellen Ethikvoten aus. In welchem Verhältnis zur Wissenschaft steht die wichtige Arbeit dieser Institutionen in Bayern – und wie lassen sich ihre Anforderungen mit den jeweiligen Forschungsinteressen in Einklang bringen? Diesen Fragen widmete sich das 7. Netzwerktreffen des BayWISS-Verbundkollegs Gesundheit an der OTH Regensburg.

In Impulsvorträgen und einer Podiumsdiskussion diskutierten am 4. Juli 2024 in Regensburg insgesamt 53 Teilnehmende – sowohl Mitglieder des Kollegs als auch externe Interessierte – über das Spannungsfeld zwischen Forschung und Ethik. Die Arbeit von Ethikkommissionen ist insbesondere für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in Fachzeitschriften entscheidend, die zunehmend die Vorlage eines positiven Ethikvotums voraussetzt. Nicht nur an vielen bayerischen Universitäten sind Ethikkommissionen deshalb mittlerweile institutionalisiert, auch die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Bayern haben sich für diese Aufgabe zusammengeschlossen.

BayWISS: Wichtige Plattform für hochschultypübergreifende Zusammenarbeit

Gastgeber Prof. Dr. Oliver Steffens, Vizepräsident für Forschung und Internationales der OTH Regensburg, eröffnete das Netzwerktreffen des Verbundkollegs Gesundheit, das sich als eines von insgesamt elf Kollegs des Bayerischen Wissenschaftsforums (BayWISS) der gesundheitsbezogenen Forschung widmet. BayWISS diene als wichtige Austauschplattform und stärke die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und HAW, betonte Prof. Dr. Ernst Tamm, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung an der Universität Regensburg und Sprecher (Universitäten) des Verbundkollegs Gesundheit. Nachwuchswissenschaftlerinnen und ‑wissenschaftlern können so hervorragende Möglichkeiten zur akademischen Qualifizierung geboten werden.

Ermöglicht unabhängige Begutachtungen an bayerischen HAW: die GEHBa

Priv.-Doz. Dr. Elmar Buchner, Sprecher (HAW) des Kollegs und stellvertretender Leiter des Instituts DigiHealth an der HNU, führte anschließend in den inhaltlichen Schwerpunkt der Veranstaltung ein: Er stellte die die Gemeinsame Ethikkommission der Hochschulen Bayerns (GEHBa) vor und beleuchtete die Akzeptanz von Ethikvoten aus Universitäten und HAW. 2020 gegründet, hat sich die GEHBa der konstruktiven Bewertung ethisch relevanter Aspekte geplanter nichtmedizinischer Forschungsvorhaben am und mit dem Menschen an den bayerischen Hochschulen verschrieben. Damit leistet die interdisziplinär zusammengesetzte Kommission, der mittlerweile 28 Mitglieder an 15 Hochschulen und ein Kompetenzzentrum im Freistaat Bayern angehören, einen unverzichtbaren Dienst für gute wissenschaftliche Praxis.  

Verantwortung als gemeinsames Leitprinzip

Dem folgenden fachlichen Austausch waren zwei Impulsvorträge vorangestellt: Prof. Dr. Alexandra Manzei-Gorsky, Professorin für Soziologie und Gesundheitsforschung an der Universität Augsburg, widmete sich der regulierenden Funktion von Ethikkommissionen und stellte zur Diskussion, inwieweit diese die Forschungsfreiheit berührt. Prof. Dr. Karsten Weber, Experte für Technikfolgenabschätzung an der OTH Regensburg und Direktor des Center of Health Sciences and Technology, bot den Teilnehmenden einen historischen Abriss der Auseinandersetzung mit Ethik und rief zu Verantwortung als ein gemeinsames Leitprinzip von Forschung und Ethikkommissionen auf.

Podiumsdiskussion zeigt Zielkonflikte und Gemeinsamkeiten auf

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Andrea Pfingsten, Professorin für Physiotherapiewissenschaft an der OTH Regensburg, moderiert wurde, diskutierten die beiden Vortragenden mit weiteren Expertinnen und Experten. Prof. Dr. Miriam Banas, Mitglied der Ethikkommission der Universität Regensburg und geschäftsführende Oberärztin für Nephrologie, Prof. Dr. Walter Swoboda, Leiter des Instituts DigiHealth an der Hochschule Neu-Ulm sowie Gründungsmitglied, Vorsitzender und Sprecher der GEHBa, und Dr. Martin Schmieder, Geschäftsführer der GEHBa, brachten ihre Perspektiven auf den Themenkomplex ein und skizzierten Konflikte und Potenziale im Spannungsfeld zwischen Forschung und Ethik. Intensiv diskutiert wurde unter anderem die Frage danach, welche Rolle die Gremienzusammensetzung von Ethikkommissionen für deren Arbeit spielt.

Promotionsprojekte spiegeln Themenvielfalt des Verbundkollegs wider

Einen weiteren Programmpunkt bildeten zwei Vorträge von Promovierenden des Verbundkollegs, die Einblicke in das breitgefächerte Themenspektrum des Verbundkollegs boten. Luisa Falkenstörfer (TH Würzburg-Schweinfurt / Universität Würzburg) stellte ihr Projekt zur Autonomieförderung bei chronisch Kranken durch den Einsatz digitaler Tools vor. Manuel Artmann (OTH Regensburg / Universität Regensburg) präsentierte seine Untersuchung zum Einfluss der Sitzposition auf tracheotomierte, vom Beatmungsgerät getrennte und spontanatmende Patientinnen und Patienten im Entwöhnungsprozess.

Das 7. Netzwerktreffen des Verbundkollegs Gesundheit schloss mit einem Empfang, der Promovierenden, Forschenden und Interessierten die Möglichkeit bot, sich über Forschungsprojekte auszutauschen, Impulse aus den Diskussionen weiterzuführen und das eigene Netzwerk zu erweitern.

Ansprechpartner
Dr. Martin Schmieder
Priv.-Doz. Dr. Elmar Buchner