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HNU und Bio­gents der Aus­brei­tung krank­heits­über­tra­gen­der Stech­mü­cken auf der Spur

26.10.2020, For­schung :

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Swammp“ vereinen das Institut DigiHealth und Praxispartner Biogents natur- und gesundheitswissenschaftliche Methoden um mögliche künftige Stechmücken-Risikogebiete zu erkennen. Dabei werden satellitengestützte Fernerkundung und digitale Fallen eingesetzt.

Seit Oktober 2020 hat die HNU mit der Biogents AG einen neuen Praxispartner in der Forschung. Neben der aktiven Mückenforschung hat sich das weltweit operierende Unternehmen mit Sitz in Regensburg vor allem der Herstellung neuartiger und teils digital gesteuerter Stechmückenfallen verschrieben.

Bei dem Projekt Swammp („Swabian Mosquito Monitoring Project“) handelt es sich um ein Forschungsprojekt des Instituts DigiHealth der HNU zur satellitengestützten Überwachung stehender Gewässer. Für das Monitoring von Stechmücken im Gelände kommen gleich mehrere Mückenfallen der Firma Biogents zum Einsatz, darunter zwei Fallen mit digitalen Mückenzählmodulen. Das Projekt soll zunächst über die kommenden zwei Jahre als Pilotstudie durchgeführt werden.

Im Rahmen des Projektes werden in einem ersten Schritt stehende Gewässer im Bereich Bayerisch-Schwaben und der Schwäbischen Alb anhand von Daten der Satellitenkonstellation Sentinel-2 der Europäischen Weltraumorganisation ESA analysiert und Veränderungen offener Wasserflächen über die Zeit quantifiziert. Gleichzeitig werden mittels Biogents-Fallen an den Gewässern selbst die Stechmückenpopulationen charakterisiert und einheimische sowie invasive Stechmückenarten unterschieden. Der immer wieder verlandende und dann wieder Hochwasser führende Schmiechener See, ein Naturschutzgebiet in einer Talschlinge der Ur-Donau nahe Schelklingen, ist mit freundlicher Genehmigung des Landes Baden-Württemberg Standort der Swammp-Pilotstudie. Der See kann als Gewässer des Typus „asiatischer Flachsee“ hervorragend mit anderen, sich saisonal verändernden, stehenden Flachgewässern auf der Erde verglichen werden, die als Mückenbrutstätten dienen.

Damit arbeiten die HNU und die Firma Biogents gemeinsam an einem neuen, interdisziplinären Forschungsprojekt mit zunehmender epidemiologischer Relevanz. Das Projekt wird dazu beitragen, künftig Risikokarten für durch Stechmücken übertragene Krankheiten zu erstellen und zu verfeinern. So suchte die Malaria, die durch Stechmücken der Gattung Anopheles übertragen wird, in den vergangenen Jahrhunderten und bis in die 1950er-Jahre immer wieder weite Teile Europas und auch Deutschlands heim. Aber auch Krankheiten, die sich über invasive Arten in Europa immer weiter ausbreiten können, etwa durch die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus oder die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus, sind Gegenstand der Forschung.

Das Projekt, das sich der digitalen Satellitenbildauswertung und der elektronischen Mückenzählung bedient, stärkt darüber hinaus das Themengebiet „Digitalisierung des Gesundheitswesens“, einem aktuellen Forschungsschwerpunkt der HNU. Erste Resultate der Testphase des Projektes Swammp werden Ende Oktober 2020 bei der IEEE Global Humanitarian Technology Conference (GHTC) in Seattle, USA, vorgestellt.

 

Zitat: Schmieder, M., Holl, F., Fotteler, M. L., Örtl, M., Buchner, E. & Swoboda, W. (2020): Remote sensing and on-site characterization of wetlands as potential habitats for malaria vectors – A pilot study in southern Germany. Proceedings of the IEEE Global Humanitarian Technology Conference (GHTC), Seattle, WA, USA (Oct 29– Nov 1, 2020), im Druck.

 (öffnet Vergrößerung des Bildes)
Frau Dr. Silke Göttler (2.v.l.) von der Biogents AG (Regensburg) und Mitarbeiter des Instituts DigiHealth (Michael Örtl, Swammp-Projektleiter Dr. Martin Schmieder und Felix Holl, v.l.n.r.) mit einer „BG-Trap Station“ mitsamt Mückenzählmodul (vorn) und zwei mobilen BG-Pro-Fallen am See der HNU. Die Trap Station, die mit Kohlendioxid aus einer Gasflasche und einer Autobatterie betrieben werden kann, kam während der Testphase des Projekts Swammp bereits mehrfach und an verschiedenen Orten im Bereich Bayerisch-Schwaben und der Schwäbischen Alb zum Einsatz. Das Bild entstand im August 2020.